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b) Obstbau.
In Württemberg zählt man ca. 10 Mill. Obstbäume (d. i. */9
aller preußischen Obstbäume).
Eine ganz hervorragende Rolle spielt in beiden Stufen-
ländern
c) der Weinbau. Die Gegend des mittleren und unteren
Neckar (Neckarbergland) bildet den Mittelpunkt des
württembergischen Weinbaus und ist gleichzeitig eine
deutsche Weinlandschaft ersten Ranges.
Durch vorzügliche Sorten zeichnet sich die Gegend von Heilbronn
aus; der Kalkgehalt des Bodens begünstigt auch hier den Anbau. Von
den 16 000 ha Weinland in Württemberg entfallen allem auf den Neckar-
kreis drei Viertel und von 188 000 hl Most im Werte von 7,2 Mill. Mark
140 000 hl ün Betrage von 5,7 Mill. Mark (1902).
Den zweiten Weinbaubezirk bildet der Maingau in
dem bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken.
Der Anbau reicht von Bamberg über Kitzingen, einen hoch-
bedeutenden Weinstapelplatz mit 70 Weinhandlungen, bis unterhalb
W ürzburg.
Diese Stadt ist der Sitz der bayerischen Hofkellerei und eines in
hohem Ansehen stehenden Weinhandels. 300 Weinhändler versenden von
hier das köstliche Naß nach allen Himmelsgegenden.
d) Hopfenbau. In der Kultur dieser Pflanze steht der
Bezirk Mittelfranken im Reiche obenan.
Das Klima des Beckens ist im allgemeinen mild; Nordwinden ist
durch Gebirge der Zugang verwehrt, und die Niederschläge sind mäßig.
Daher gedeiht hier der Hopfen in zahlreichen Gärten der Ebene, an den
Abhängen des Jura und der Frankenhöhe. Wahre Waldungen bilden
die Hopfenpflanzungen und machen das Becken zu Bayerns »Hopfen-
garten«, dessen Mittelpunkt Spalt ist.
Fast 11 000 ha dienen der Kultur, d. i. das Doppelte der Anbaufläche
in Württemberg und fast die Hälfte der in ganz Bayern dem Hopfenbau
gewidmeten Fläche.
Daher ist auch der Ertrag bedeutend ; er belief sich (1902) auf 55000 dz,
d. i. 1/i des im Reiche gewonnenen Hopfens.
Den Hauptmarkt bildet Nürnberg.
Einen zweiten Hopfenbaubezirk treffen wir um
Rottenburg und Tübingen (Württemberg).
Von der Gesamtproduktion an Hopfen in Württemberg entfällt allem
auf den Schwarzwaldkreis x/s (17 700 dz).
e) Gemüsebau.
Zwischen Jura und Steigerwald erweitert sich das Maintal kesselartig.
In der Mitte des von Norden nach Süden sich erstreckenden, durch be-
waldete Höhen allseitig geschützten und durch hohe Fruchtbarkeit (ehe-
maliger Meeresboden) ausgezeichneten Kessels liegt.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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39 —
Bamberg (Bamberger Kessel). Es ist die Stätte eines
in hoher Blüte stehenden Gemüsebaus, des ältesten in ganz
Deutschland. (In Bamberg und seiner Umgebung zählt man
etwa 500 Gärtnereien.)
Ii. Im Bergbau. Er wird in den Stufenländern jedoch
nur in geringerem Umfange betrieben. Größere wirtschaftliche
Bedeutung hat der Bergbau auf Salz, das im Muschelkalk
in großen Lagern sich findet.
An der gesamten Steinsalzproduktion des Reiches beträgt der Anteil
der Stufenländer (Württemberg) 35%, nämlich 350 000 t.
Den Mittelpunkt der Steinsalzgewinnung bilden Kochen-
dorf, Friedrichshall und Heilbronn; Hall und Sulz haben
Siedewerke.
Iii. In der Industrie
a) (Im schwäbischen Stufenlande).
Das ganze Neckargebiet stellt einen bedeutenden
Industriebezirk dar.
Die wichtigsten Industriestädte sind:
Stuttgart (188 000), Süddeutschlands erster Verlagsort
und Württembergs größte Stadt. Kunst- und Möbeltischlerei,
Herstellung von Maschinen und Eisenbahnwaggons, Bier-
brauerei, Gärtnerei und Buchdruckereigewerbe stehen in Blüte.
Heilbronn (38 000), gewerbereichste Stadt und erster
Handelsplatz Württembergs. Obenan steht die Metallverarbeitung,
dann folgen Papier-, Tapeten-, Zuckerfabrikation und Her-
stellung von Gold- und Silberwaren.
Eßlingen (27 000) mit Maschinen-, Leder-, Blechwaren-,
Schaumweinfabrikation und großer Gewerbeindustrie.
Geißlingen, Württembergs erster Platz in der Fabrikation
kunstgewerblicher Luxuswaren und Wirtschaftsgegenstände.
In Ludwigsburg (21 000), dem »württembergischen
Potsdam«, in Cannstatt, Reutlingen blüht die Gewebe-
industrie (Baumwoll- und Wollspinnerei und -weberei).
Gmünd*) (19 000), unechte Gold- und Silberwaren.
b) (Im fränkischen Stufenlande).
Auch hier steht die Industrie in hoher Blüte; sie verteilt
sich auf zwei Bezirke.
Den ersten bilden die Städte am oberen Main:
Bamberg (42 000), Bayreuth (30), Hof (33) (siehe Alpen-
vorland), in denen vorzugsweise die Textilindustrie blüht.
*) Der Gesamtwert aller in Pforzheim, Hanau und Gmünd her-
gestellten Gold- und Silberwaren beläuft sich auf etwa 100 Mill.mark jährlich.
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Extrahierte Ortsnamen: Bamberg Deutschland Bamberg Württemberg Heilbronn Stuttgart Heilbronn Ludwigsburg Cannstatt Reutlingen Main Bamberg Bayreuth Pforzheim Hanau
- 40 —
Kulmbach mit Bierbrauerei und chemischen Fabriken.
Der zweite Industriebezirk liegt im Rednitzbecken mit
den Städten: Nürnberg, Fürth, Erlangen.
Den Mittelpunkt bildet Nürnberg (260 000 Einwohner),
in unfruchtbarer, kiefernreicher Gegend, Bayerns erste In-
dustriestadt, Es gibt kaum einen Industrieartikel, der nicht
auch hier angefertigt würde. Hohe Bedeutung hat es als
Verkehrsknotenpunkt. Leipzig, Eger, Regensburg, München,
Augsburg, Stuttgart und Bamberg stehen durch Eisenbahnen
mit ihm in Verbindung.
Es gibt dort mehr als 40 Maschinenfabriken, die Dampf-
und Nähmaschinen, Straßen- und Eisenbahnwagen herstellen;
auch Bürsten, Pinsel und Farben werden angefertigt. Die
größte europäische Ultramarinfabrik befindet sich in der Nähe.
Weltberühmt sind die Bleistiftfabriken im nahen
Dorfe Stein.
Von den nahezu 30 bayerischen Fabriken dieser Art be-
finden sich 23 in Nürnberg und Umgegend. In all diesen
Fabriken werden von etwa 10 000 Arbeitern wöchentlich
41/2 Millionen Blei- und Farbstifte oder jährlich fast 225 Millionen
im Werte von 8 Millionen Mark angefertigt. Berühmt sind
die Nürnberger Spielwaren.*)
Manche von den 65 Betrieben Nürnbergs verfertigen
jährlich 50 000 Stück Zauberlaternen; daneben gibt es nicht
weniger als 115 Exportkommissionshäuser, die die Spielzeuge
an die bedeutendsten außerdeutschen Abnehmer: Italien, Ruß-
land, Schweiz, Spanien und Rumänien versenden. Der größte
Teil (70 °/0) geht jedoch nach England und Amerika. Der Wert
aller im Reiche jährlich fabrizierten Spielzeuge beläuft sich auf
60 Mill. Mark, wovon für 18 Miß. Mark in Deutschland bleiben.
Einen Weltruf hat Nürnberg ferner als Hopfenmarkt.
Fürth (40 000) hat großartige Spiegelglasfabriken, für
welche 40 Schleif- und Polierwerke im Jura arbeiten.
Iv. Handel.
Die rege gewerbliche Tätigkeit und der hoch entwickelte
Bodenbau haben nicht nur einen lebhaften Güteraustausch
zwischen den einzelnen Landschaften (Binnenhandel), sondern
auch einen regen Handelsverkehr mit dem Auslande (Außen-
handel) hervorgerufen.
*) Seit 1840 werden vornehmlich Blechwaren (Trompeten, Küchen,
Kochherde (in Fürth vorwiegend Zinnfiguren) optische Spielzeuge, Kreisel
und Säbel fabriziert.
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg
Extrahierte Ortsnamen: Kulmbach Bayerns Leipzig Eger Regensburg Augsburg Stuttgart Bamberg Nürnberg Italien Schweiz Spanien England Amerika Deutschland
— 101 —
es vor allem die günstigen Absatz- und Verkehrsverhältnisse, die
fördernd auf die Entwicklung des Gärtnereibetriebes eingewirkt
haben. Aber trotz großer Fortschritte wird der Bedarf an
Gartenbauerzeugnissen doch nur zu einem Teile durch die in-
ländische Produktion gedeckt. Mit der Zunahme der Be-
völkerung des Deutschen Reiches steigerte sich auch die Einfuhr.
So bezifferte sich beispielsweise die Mehreinfuhr an Obst (die
Ausfuhr in Abzug gebracht) im Jahre 1902 auf 46,6 Mill. Mark.
a) Der Gemüsebau kann als der einträglichste Zweig des
Gartenbaues bezeichnet werden. Die von ihm gelieferten Ge-
müse, wie Spargel, Gurken, Kohlarten, Rüben, sind sehr
begehrte Nahrungsmittel und finden namentlich in der Nähe
großer Städte schnellen Absatz. Den ersten Platz im Gemüse-
bau und in der Erzeugung von Gemüse-Sämereien nimmt Erfurt
ein; wichtige Anbaugebiete sind aber auch die Yierlande bei
Hamburg, die Gegenden von Bamberg, Braunschweig, Liegnitz,
Ulm und verschiedenen anderen größeren Städten.
Ausgedehnten Spargelbau treiben Braunschweig, Han-
nover, Magdeburg, Lübeck, Hamburg, Erfurt und die süd-
deutschen Städte Mainz und Ulm. Durch den Anbau von
Kohl zeichnen sich Magdeburg (Sauerkraut), Berlin (Rotkraut)
und Hamburg aus. Meerrettich liefern in großen Mengen und
vorzüglicher Qualität der Spreewald, die Gegenden von Liegnitz,
Hannover, Hamburg, Nürnberg, Erlangen, Bamberg und
Würzburg. Zwiebelzucht wird im großen im Spreewalde, bei
Borna in Sachsen, im Regierungsbezirk Erfurt, in der bayerischen
Rheinpfalz und bei Offenbach a. M. betrieben. Berühmt sind
die Teltower Rüben der Mark Brandenburg. In der Her-
stellung von Gemüsekonserven nimmt Braunschweig den ersten
Platz ein.
b) Blumenzucht. Blumenkultur wird in der Nähe aller
Großstädte des Deutschen Reiches betrieben ; sie erlangt mit
der zunehmenden Wohlhabenheit und ästhetischen Ausgestaltung
des Lebens immer höhere Bedeutung. Erfurt genießt seiner
Blumenzucht und seines Samenbaues wegen Weltruf. Auch
Quedlinburg, Halberstadt, Berlin, München, Mainz und Darm-
stadt produzieren Blumen und Blumensämereien weit über den
örtlichen Bedarf.
c) Der Obstbau. Geschichtliches. Obstbau treibt man
in Deutschland schon seit Jahrtausenden; aber trotzdem steht
er heute in vielen Gebieten unseres Vaterlandes noch lange
nicht auf der Höhe. Im Mittelalter machte die Obstkultur
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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134 —
2. Die deutschen Wasserstraßen,
a. Geschichtliche Entwicklung- der Binnenschiffahrt.
Schon vor der Römerherrschaft in Deutschland bestand hier ein reges
Verkehrsleben. Da die Landwege höchst mangelhaft waren, erlangten mit
den ersten Anfängen der Kultur die schiffbaren Flüsse eine hohe Be-
deutung für den Güter- und Personenverkehr. Die ersten größeren An-
siedlungen findet man deshalb auch an den wichtigeren Flußläufen. Die
Transportmittel waren in jener Zeit von der einfachsten Art und bestanden
nur in Floß und Kahn.
Die Donaustraße.
Als die ältesten Schiffahrtsstraßen in Deutschland sind Rhein und
Main anzusehen. Ihnen schloß sich später die Donau an, die nach und nach
eine hohe Bedeutung in dem Verkehr mit Konstantinopel erlangte, und an
der Regensburg und Passau zu wichtigen Verkehrsplätzen emporblühten. Auf
der Donau wurden schon zur Zeit Karls des Großen von Konstantinopel
her orientalische Waren, wie Gewürze, Öl, Seide, seidene Gewänder, Gold-
stoffe, Purpurmäntel und Früchte, ein-, Leinwand, Woll- und Metallwaren
dagegen ausgeführt. Aus dieser Bedeutung der Donau erklärt es sich,
daß Karl der Große der Anregung zum Bau eines Kanals zwischen Donau
und Main folgte. Doch kam dieses Unternehmen über seine ersten An-
fänge nicht hinaus.
Mit dem Niedergange Konstantinopels als eines Haupthandelsplatzes
um das Jahr 1200 verliert auch die Donauwasserstraße ihre Bedeutung
für Deutschland. Im 13. Jahrhundert knüpften dann die süddeutschen
Städte mit Venedig und Genua, die den Handel mit dem Orient an sich
gerissen hatten, Verkehrsbeziehungen an und gaben infolgedessen die Be-
nutzung der Donau ganz auf.
Die Rheiiiseliifyalirt.
Das Aufblühen der italienischen Handelsrepubliken blieb nicht ohne
Einfluß auf die Rheinschiffahrt. Der Rhein erlangte im Mittelalter
gleichsam die Bedeutung einer Welthandelsstraße, da auf ihm sich der
lebhafte Güteraustausch zwischen Italien und den Niederlanden vollzog.
Doch hatte die Rheinschiffahrt im späteren Mittelalter derartig unter Zöllen,
Raubrittertum und Stapelgerechtigkeiten zu leiden, daß die Schiffer ernstlich
erwogen, die Schiffahrt ganz einzustellen.
Etwa zur Zeit Karls des Großen entstanden die Rheinzölle, die
auf die Entwicklung der Rheinschiffahrt einen verderblichen Einfluß aus-
übten. Leider haben sie sich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts er-
halten. Zu der Zollplage gesellten sich Stapelgerechtigkeiten und
Fluß rä über ei, die der Rheinschiffahrt fast den Garaus machten. Auf
Grund des Stapehechts zwangen Städte, wie Köln, Mainz und Speyer, die
vorüberziehenden Kaufleute, ihre Waren auf den Märkten genannter Städte
vor ihrer Weiterreise feilzubieten. Die Flußräuberei, die im 13. Jahr-
hundert ihren Höhepunkt erreichte, war ein so einträgliches Geschäft, daß
die Raubritter ihre eigenen Raubschiffe halten konnten. Nur den schlechten
Landstraßen war es zu danken, daß die drei feindlichen Genossen des
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Güter- Deutschland Rhein Main Donau Konstantinopel Regensburg Donau Konstantinopel Donau Donau Main Deutschland Genua Donau Rheinschiffahrt Rhein Italien Niederlanden Rheinzölle Rheinschiffahrt Mainz Speyer
144 —
setzt sich aus vielen Linien zusammen, die nach Westen hin
die deutschen Eisenbahnen mit den niederländischen und
belgischen in Verbindung bringen; nach Norden führen ihre
Zweige zur Nordsee, nach Nordosten gehen sie über Hannover
in die norddeutsche Gruppe über und nach Süden stehen sie
mit den oberrheinischen Linien in Zusammenhang. Die ober-
rheinische Gruppe, die durch den Rhein in eine westliche und
eine östliche geschieden wird, hat für jene Straßburg und
Metz, für diese Frankfurt, Darmstadt und Karlsruhe zu Knoten-
punkten. An mehreren Stellen bestehen Verbindungen mit den
Schweizer und den französischen Bahnen. Das süddeutsche
Netz setzt sich aus den bayerischen und württembergischen
Bahnen zusammen. Als Hauptknotenpunkte kommen München,
Ulm, Regensburg, Nürnberg, Würzburg und Stuttgart-
Cannstatt in Betracht.
b. Wirtschaftlicher Wert der Eisenbahnen.
Allgemeines. Die Einführung der Eisenbahnen hat auf
allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens eine vollständige
Umwälzung hervorgerufen. Ja, man darf behaupten, daß sie
der gesamten Kulturentwicklung der Völker ein schnelleres
Tempo verliehen hat. Nicht nur Landverkehr und Binnen-
handel, sondern auch Weltverkehr und Welthandel haben durch
den Bau der Eisenbahnen eine gewaltige Förderung erfahren.
Auf allen Gebieten der Gütererzeugung und des Güterverbrauchs,
in den Fortschritten der Land- und Forstwirtschaft, des Berg-
baues und der Industrie macht sich ihr Einfluß bemerkbar.
Worin äufsert sich die wirtschaftliche Bedeutung?
1. Billigkeit in der Beförderung von Massengütern.
Durch die Eisenbahnen hat der Gütertransport im Landverkehr
eine große Erweiterung erfahren. Massengüter, die ihres ge-
ringen Wertes wegen die hohen Transportkosten des Land-
verkehrs bis dahin nicht tragen konnten, wurden vermöge der
Eisenbahnen auf weite Strecken hin absatzfähig; denn die
Kosten der Güterbeförderung gingen durch den Eisenbahn-
verkehr auf ein Drittel bis ein Viertel der Wagenfracht herab.
Bei der ersten Anlage der Eisenbahnen zahlte man bei dem
Transporte von Kohlen durch Frachtfuhrwerk für das Tonnen-
kilometer etwa 40 Pfennig; die Eisenbahn führte diese Leistung
für 13 bis 14 Pfennig aus. Heute ist der Tarif sogar auf
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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— 41 —
Da es der Industrie an Rohprodukten, wie Steinkohlen,
Eisenerzen, mangelt, so bilden diese nebst Rohbaumwolle und
Kolonialwaren die wichtigsten Einfuhrartikel.
Dagegen gelangen Hopfen, Salz, Obst, Wein und gewerb-
liche Produkte, wie Woll- und Baumwollwaren, Maschinen, Spiel-
und Glaswaren zur Ausfuhr.
Die wichtigsten Handelsplätze sind:
Nürnberg, Heilbronn, Stuttgart, Würzburg und Bamberg.
Y. Verkehr.
Die Verkehrsverhältnisse sind als günstige zu bezeichnen.
Denn einmal durchziehen zwei schiffbare Flüsse die Stufenländer,
Neckar und Main, durch welche sie mit der wirtschaftlich
so wertvollen Rheinstraße in Verbindung gebracht werden.
Sodann erfreut sich das Gebiet eines engmaschigen Eisen-
bahnnetzes, dessen wichtigste Linien die großen Handels- und
Industrieplätze verbinden und in den beiden Verkehrszentren
Nürnberg und Stuttgart zusammentreffen.
Der Main stellt die Verbindung zwischen dem Osten und
Westen her.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Neckar beruht haupt-
sächlich auf der stattlichen Zahl gewerbfleißiger Städte, die an
seinen Ufern hegen.
Die wichtigsten Eisenbahnlinien sind:
1. Nürnberg—donauwörth—augsburg.
2. Nürnberg—begensburg—münchen.
3. Nürnberg—bayreuth—leipzig.
4. Nürnberg—fürth—erlangen — Bamberg— f Frankfurt a. M.,
Schweinfurt—würzburg—aschaffenburg | Darmstadt.
5. Stuttgart—karlsruhe,
Stuttgart—mannheim,
Stuttgart —Ulm,
Stuttgart—tübingen.
(Die Bandgebirge der beiden Stufenländer: Schwarz- und Odenwald
haben bereits genügende Würdigung erfahren. Spessart und Bhön süid
von so geringer wirtschaftlicher Bedeutung, daß wir auf eine nähere
Betrachtung verzichten.)
Iv.
Das lothringische Stufenland.
Welches Gebiet umfafst es?
Das lothringische Stufenland bildet ein Seitenstück zu dem schwäbi-
schen Stufenlande. Wie jenes die östliche Abdachung des Schwarzwaldes
darstellt, so dieses die westliche bezw. nordwestliche des Wasgenwaldes.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Heilbronn Stuttgart Würzburg Bamberg Main Rheinstraße Nürnberg Stuttgart Main Schweinfurt—würzburg—aschaffenburg_|_Darmstadt Stuttgart—mannheim Stuttgart Odenwald
20
Welches Oberflächenbild zeigt die schwäbisch-bayerische
Hochfläche?
Ihre Oberflächengestaltung ist ein Werk eiszeitlicher Alpen-
gletscher und deren Wassermassen.
Deutlich treten drei Zonen hervor.
Die südliche zeigt das Bild einer sehr unregelmäßigen Landschaft
und wiederholt im kleinen die Formen der gigantischen Alpen. Es ist das
Gebiet der Moränen.
An diese südliche Zone schließt sich ein Gürtel völlig ebener Hoch-
flächen, unter denen die von Memmingen (am Lech), München und
Mühl dor f besonders hervortreten. In der Eiszeit wurden sie mit den
Trümmern der Alpen, Bruchstücken von Kalk- und Urgestein, dem so-
genannten Schotter, völlig übersät. Daher führt diese Zone den Namen
» Schotterebene «.
Erwähnenswert sind noch die ungeheuren Torfmoore (Erding und
Dachau), die in einer Ausdehnung von 600 qkm die Hochebene bedecken
und eine Tiefe von 6 m erreichen. Erst seit Anfang des vorigen Jahr-
hunderts hat man diese Moore teilweise für die Kultur gewonnen.
Die nördliche Zone der süddeutschen Hochfläche ist
eine Hügellandschaft, die sich durch ihre ertragreichen Löß-
schichten vorteilhaft von den genannten Landschaften abhebt.
Es ist das einzig bemerkenswerte Ackerbaugebiet der
Hochebene, das durch eine Linie von Memmingen über Mindel-
heim, Pfaffenhofen nach Landshut einerseits und durch die
Donau anderseits begrenzt wird. •
Inmitten dieses Gebietes, zwischen Pfaffenhofen und
Landshut, liegt Bayerns Hopfengarten, die Holledau oder
H a 11 er tau, die wegen ihres tiefgründigen, sandig-lehmigen
Bodens für die Kultur dieser Pflanze besonders geeignet ist.
Die Oberpfalz.
Die oberpfälzische Hochebene, die nördliche Fortsetzung
des tertiären Gebildes der schwäbisch-bayerischen Hochebene,
entbehrt zwar nicht der landschaftlichen Reize, doch ist sie
arm an anbaufähigem Boden. »Die Oberpfalz ist goldarm und
steinreich.«
In der Nähe von Amberg birgt der Boden Eisenerzlager,
weshalb sich hier Bayerns wichtigster Eisenindustriebezirk
entwickelt hat.
Das Donautal.
(Gliederung.)
Zwischen dem nördlichen und südlichen Teile der inneren Hoch-
fläche des Alpenvorlandes hat sich die Donau ein Tal von 5 bis 10 km
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
— 22
rischen Waldes liefern Flachs, die linksseitigen Ufergelände
der Donan Hülsenfrüchte.
b) Die Hallertau, Bayerns Hopfengarten.
Hier und in Niederbayern (Passau, Kehlheim) befinden
sich 9000 ha unter Hopfenkultur, die 1902/03 rund 60 000 dz
Hopfen lieferten, d. h. fast die Hälfte des in ganz Bayern ge-
bauten Hopfens. Beide Gebiete werden nur von Mittelfranken
übertroffen, wo mehr als 10 000 ha dem Hopfenbau dienen.
Im ganzen wurden auf 23 000 ha Hopfenland Bayerns 136000 dz
Hopfen gewonnen.
c) Die nördlichen Gestade des Bodensees, wo der kalk-
haltige Moränenschutt und die wärmere Temperatur den Wein-
bau sehr begünstigen. Daher sind ihm hier 20 °/0 des Acker-
und Gartenlandes gewidmet.
Dem bayerischen Bodenbau dienen mehr als 40 °/0 des
kulturfähigen Bodens. Auf 100 ha landwirtschaftlich benutzter
Fläche sind durchschnittlich 48 °/0, im Südwesten sogar bis
75 % der Bevölkerung in seinen Betrieben tätig. Sie ist daher
als eine ackerbautreibende zu bezeichnen.
2. Viehzucht.
Sie wird begünstigt durch die reichlichen Niederschläge,
die dem Graswuchs besonders förderlich sind. Daher nehmen
in Schwaben und Oberbayern die Weiden und Almen 100 °/0,
in Niederbayern 60 °/0 des dem Bodenbau gewidmeten Areals ein.
a) Rindviehzucht. Sie beansprucht den ersten Rang
mit mehr als 31/3 Millionen Stück. Ihre eigentliche Heimat
sind die Algäuer Alpen, ihre wichtigsten Marktplätze Kempten
und Sonthofen (siehe Algäuer Alpen).
b) Die Pferdezucht wird im ganzen Donautal, besonders
aber in Niederbayern betrieben, wohl wegen der großen land-
wirtschaftlichen Betriebe dieser Gegend (377 000 Stück; auf
1 qkm 5, auf 100 Einwohner 6,5). Sie deckt jedoch den
Bedarf ebensowenig wie die
c) Schafzucht, die fortgesetzt im Rückgange begriffen
ist (760 400 Stück).
Dagegen steht in Deutschland die bayerische
d) Schweinezucht obenan. Ober- und Niederbayern
sind ihre wichtigsten Bezirke (1 757 000 Stück).
3. Forstwirtschaft. Sie nimmt eine hervorragende Stelle
unter den Erwerbsquellen des Vorlandes ein. Die leicht ver-
witternden Gesteine der Alpen, die sandigen Bestandteile der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
26
So muß der aus dem Nordwesten und Westen kommende
und nach dem Südosten zielende Verkehr seinen Weg über
das Alpenvorland wählen; desgleichen ist der von Nordosten
(Böhmer Mulde) durch die Further Pforte nach dem Südwesten
gerichtete Verkehr gezwungen, das Gebiet zu kreuzen.
Die wichtigsten Eisenbahnlinien sind demnach:
1. West-Ostbahnen.
a) Ulm—augsburg—münchen—rosenheim—salzburg—wien;
b) Ulm—donauwörth—regensburg—passau—wien (Donautalbahn).
2. Siid-Nordbahnen.
a) Lindau—nürnberg—hof ;
b) Lindau—münchen—regensburg—hof ;
c) München—nürnberg—bamberg—würzburg—aschaffenburg.
3. Internationale Eisenbahnen.
a) der Orient-Expreß: Paris—straßburg (über Karlsruhe und
Stuttgart wegen der Bedeutung dieser Städte) —München — Budapest —
Konstantinopel ;
(Täglich bis Wien, wöchentlich zweimal bis Konstantinopel: 3099 km
in 641/2 Std.)
b) der Nord-Südexpreß: Berlin—hof—regensburg—münchen—
Rosenheini—brennerpaß—verona—rom.
Die wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte sind: München, Rosen-
heim, Augsburg, Regensburg.
B.
Das südwestdeutsche Becken.
Lage. Den westlichen Teil der südlichen Zone Deutsch-
lands bildet das südwestdeutsche Becken. Der deutsche Jura
trennt es vom Alpenvorlande.
Gestalt. Es zeigt gleich dem letzteren die Gestalt eines
Dreiecks, dessen breite Grundlinie jedoch im N. hegt.
Umrahmung'. Diese wird gebildet von der mitteldeutschen
Gebirgsschwelle, die öst- und südöstliche Seitenlinie vom deutschen
Jura, die Spitze und westliche Seite von der Reichsgrenze.
Gliederung:
a) Physisch. Es setzt sich aus vier kleineren natürlichen
Landschaften zusammen, von denen die am tiefsten gelegene
die Senke der oberrheinischen Tiefebene ist.
An diese gliedert sich im W. das lothringische Stufenland,
im Osten das fränkische und schwäbische Stufenland an.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
Extrahierte Ortsnamen: München—nürnberg—bamberg—würzburg—aschaffenburg Orient-Expreß Karlsruhe Stuttgart Budapest Konstantinopel Wien Konstantinopel Augsburg Regensburg